Katonah!
Katonah ist ein kleiner Stadtteil von Bedford Hills im Bundesstaat New York – Indianerehrenwort!
Indianer haben diese eingebaute Wünschelrute, die erkennt, welche Orte magisch sind, an welchen man sich niederlassen kann, um der Natur und sich selbst zu huldigen – und hin und wieder verirrt sich auch ein „Neuzeit-Yogi“ in diese Naturverbundenheit. Genau so eine ist Nevine Michaan, die in Katonah lebt und ihren Yogastil nach diesem Ort benannt hat. Katonah-Yoga! Ja, es gibt schon wieder einen Yogastil, der sich vom klassischen, indischen Yoga unterscheidet. Gerne würde ich gähnen, wenn es nicht doch etwas gäbe, was mich fesseln würde. Vermutlich ist es aber weniger der Yogastil als die Botschafterin für Katonah, die ich kennen darf: Andrea Sauter! Alles hängt vom Lehrer ab!
Und wo lebt Andrea? In Stuttgart! Vielleicht ist Stuttgart sogar doch die größte Yogametropole in Deutschland! Andrea kennt man allerdings über Stuttgarts Grenzen hinaus. Sie ist Instagram-Queen! Andreas Beine sind so lang wie ich groß bin, und kein Gummiband ist so biegsam wie sie.
Yoga und Instagram!? Yoga und Zur-Schaustellen? Aber es wird schlüssig, wenn man Andrea kennt. Ehrfürchtig steht man vor ihrer circa 1,90 Meter großen Erscheinung. Und dann: dann ist sie nett! Einfach nur nett, geduldig, besonnen und liebevoll zu ihren Schülern. Keine Dogmen, keine Vorschriften, einfach nur ein gelassenes „Ihr müsst gar nichts, alles kommt zur richtigen Zeit in Euer Leben“. Welch Vertrauensvorsprung! Gerade hat man noch darüber nachgedacht, seine Alltagssünden aufzuzählen, und dabei gemerkt, dass zehn Finger für eine Woche nicht ausreichen. Ein schlechtes Gewissen hilft aber meistens wenig im Leben, dafür jedoch der Versuch, immer wieder mal etwas besser zu machen und geduldig zu sein.
Aber warum nur diese abgebildete Zirkus-Roncalli-Artistik? Andrea macht hier oft einen Foto-Vergleich, wie Asanas sich im Laufe der Zeit verändern können. Sie zeigt, was mit ein bisschen Disziplin und Leidenschaft zu meistern ist. Was alleine schon eine täglich Vorbeuge nach dem Aufstehen an Veränderung im Leben bringen kann. Und ja, wir sind beweglich. Denn das, was sich am Körper verändert, ändert sich proportional erst recht auch im Geist. Aber dazu muss man natürlich jemanden persönlich kennen. Andrea hat jedenfalls alles andere als Eitelkeit im Sinn. Veränderungen kommen meist im Schneckentempo, eine Foto-Dokumentation legt sie aber ans Tageslicht. Ich bereue, meine eigene Vorbeuge, in der ich kaum mit den Händen zu den Knien gekommen bin, nicht dokumentiert zu haben – beschlich mich aber doch über einen langen Zeitraum das Gefühl, dass es jedes Mal meine allerletzte Yogastunde war, so viel Spaß wie ich hatte – nicht! Wie oft wollte ich schon den Bettel hinschmeißen! Irgendeine Triebfeder ließ mich aber weiter meinen Weg gehen, bis sich der zweigliedrige Pfad einstellte: Abhyasa-Vairagyabhyam-tan-nirodha – Übung und Nichtanhaftung (Yoga Sutra 1.12). So lange unbequeme Sachen machen, bis sich der Gleichmut einstellt. Bis man nichts mehr macht, um es gut zu können, sondern, weil die Gewohnheit sich eingeschlichen hat.
Aber Katonah ist anders und basiert nicht primär auf der indischen Philosophie. Die Philosophie bei Katonah ist eher fernöstlich zu finden – im Taoismus. Und so hört sich Katonha-Yoga für mich erst mal kalt an: sehr körperorientiert, kein Chanten, kein Nachspüren, und Gefühle werden als äußerst hinderlich angesehen. Gefühle sind vergangenheitsbasiert und können den Weg zum Ziel behindern.
Und geht man in Andreas Katonah-Stunden, ist alles anders. Komplette Neuausrichtung. Es fängt schon an, wenn die Yogamatten im Raum ausgebreitet werden. Die Yogaklasse steht sich in zwei Lagern gegenüber. Nein, es geht nicht um Wettkampf. Der Stil nennt sich „community practice“, also ein Miteinander, das gelebt wird, und man darf seinem Gegenüber doch ruhig mal in die Augen schauen. Dann gibt es wieder Segmente, die macht jeder für sich zu Hause, z.B. Savasana – die Totenstellung. Sterben muss jeder für sich (hier würde ich am liebsten widersprechen, weil der Tod in unserer Gesellschaft viel zu sehr tabuisiert wird und es durchaus bereichernd sein kann, auch jemanden bei den letzten Atemzügen zu begleiten).
Ob ich jemals reif sein werde für den Unterricht bei Andrea? Das Schicksal macht es mir einfach: Andrea unterrichtet nur diejenigen, die auch den Weg zu ihr finden – es also wirklich wollen! Ihre Stunden sind montags von 8.00h bis 9.30h und mittwochs von 16.30h bis 18.00h im Jivana. Diese Zeiten sind für Bürostuhlhocker ohne Gleitzeit wie mich nicht machbar. Aber ich gehe soweit aus meiner Komfort-Zone raus, dass ich mich für wohl jeden Workshop bei Andrea anmelde – die sind dann wenigstens am Wochenende. Und ganz so unbequem ist übrigens auch nicht, ich bekomme von Andreas gutem Herzen nicht genug und bessere Ausrichtungs-„Geheimtipps“ nirgendwo sonst. Aber raus aus der Komfortzone und rein ins Unbequeme ist durchaus erwünscht. Andrea hält sich auch nicht lange mit meinem Gejammer über meine zu kurzen Arme auf. Jeder Mensch ist im Katonah gleich proportioniert. Ob groß oder klein. Und plötzlich ahnt man, dass es vielleicht das Becken war, das noch nicht genug nach vorne kippen konnte (ich arbeite daran, trotzdem bin ich felsenfest überzeugt, meine Arme sind zu kurz). Es bleibt nichts anderes übrig als im Katonah den anstrengenden Weg zu gehen. Perfekte Ausrichtung ist angesagt und jedes Schummeln wird sofort entdeckt. Nirgendwo sonst lernt man so viel über Körperverhältnisse und richtige Ausrichtung wie bei Andrea. Für die perfekte Ausrichtung benutzt Andrea alle möglichen Hilfsmittel: Block, Gurt und auch Sandsack – und diese stehen symbolisch auch für Knochen, Sehnen und Muskeln. Jeder Schüler kann dann mal von vier Kork-Blöcken umringt sein. Spätestens wenn im zweiten Raum des Jivana keine Blöcke mehr gelagert sind, weiß man, dass Andrea nebenan unterrichtet. Katonah ist reinste Mathematik. Bilder von da Vincis Körpermodell kommen einem in den Sinn, und diese Zeichnung – nur wilder – taucht auch tatsächlich im Katonah auf. Der Magic Square!
Das ist nun aber mal wirklich toll. Im Katonah wird der Körper verglichen, mal mit einem Haus, mal mit einem Auto, mal mit einem Instrument. Jedenfalls erschließt sich einem sofort, dass alles miteinander zusammenhängt. Der Magic Sqaure besteht aus neun Feldern, und wenn man beim Bild des Hauses bleibt: Unten Garage und Keller. Dass der Keller, das Fundament des Körpers, stabil sein sollte, dass ab und zu mal gelüftet werden sollte, damit sich kein Schimmel festhängt, die Heizrohre mal gereinigt werden sollten, erschließt sich logisch. Im Mittelgeschoß kann ich ruhig öfter mal gucken, dass abgestaubt ist, damit die Organe so funktionieren wie es die Natur vorgesehen hat. Und zu guter Letzt kann ich, oben im Dachgeschoß, dem Hobbyraum, wo ich mir eine Mal-Staffelei aufgestellt habe oder mit dem Teleskop in die Sterne gucken möchte, mich frei entfalten und bin mit allem im Reinen. (In der indischen Philosophie kann das durchaus der Kundalini-Energie entsprechen – und wie sich Shakti mit Shiva vereint). Sollte ich mich im eigenen Haus verirren, ist es ganz nützlich, sich sein Ziel wieder vor Augen zu führen – und vielleicht muss ich auch ein paar Stufen wieder herabsteigen, um ein Loch in der Hauswand zu kitten, das übersehen wurde. Ohne Fundament geht gar nichts. Aber so macht das Verstehen Spaß! In der klassischen Yogaphilosophie gibt es ja kaum etwas zum Greifen, weder Nadis noch Koshas. Mit den figürlichen Vergleichen ist das Ganze kein Hokuspokus mehr. Und dazu wiederholen sich noch alle geometrischen Figuren. Jede Form existiert irgendwo im Universum und auch in uns. Unsere Nieren haben die gleiche Form wie unsere Ohren. Die Ohren sind unser Alarmsystem und warnen vor Gefahr, unsere Nieren spiegeln dies wieder. Genau über den Nieren sitzen die Adrenalindrüsen. Die Füße haben genau die gleiche Länge wie Euer innerer Unterarm. Nach jedem Unterricht mit Andrea komme ich mit offener Kinnlade wieder raus!
Bei Andrea bekommt man das beste Werkzeug für seine Instandhaltung – und ja, die Asanas machen vielleicht nicht direkt Spaß und vor lauter Millimeterarbeit kann man nicht mehr übers Fließen von Energie sinnieren. Im Gespräch mit Andrea bedauerte ich das, und Andrea hatte ein offenes Ohr dafür. Ihre Antwort darauf: Oh doch, Katonah ist sehr spirituell – es bereitet Dich nur auf Deine eigene Praxis zu Hause vor. Und mache diese unbedingt. Zu Hause dann mit Chanten und Savasana!
Katonah Yoga ist second nature – der Stil muss erlernt werden. Dafür der Unterricht.
Ich habe nur an der Oberfläche gekratzt und auch nur meinen Eindruck weitergegeben, findet es selbst heraus. Geht hin! Der Stil möchte keine Geheimlehre sein, und will und soll sich verbreiten. Bei Andrea habt Ihr die Chance dazu! Wie oben beschrieben zweimal die Woche zu komischen Zeiten im Jivana und zusätzlich am:
Samstag, 16.03.2019 von 13.00h bis 19.30h im Fuß über Kopf in Stuttgart West. Nur mit Anmeldung!
Samstag, 06.04.2019 von 14.00h bis 17.00h im Kerstin.Yoga in Mainz. Andrea gibt Euch hier eine Einführung ins Katonah-Yoga. Hier zur Anmeldung.
Wochenende, 18.05. und 19.05.2019 bei der 2. Darmstädter Yoga Convention.
Und gleich das Wochenende darauf: 24.05 bis 26.05.2019 bei der Berlin Yoga Conference.
Die Übersicht bekommt Ihr aber auch über Andreas Seite: www.yogamand.de
Und wer noch mehr sensationelle Fotos von Andrea sehen möchte, folgt ihr auf Instagram: yogamand und yoga.trinity
Egal, wo man ihr begegnet – Andrea ist eine bombastische Lehrerin. Indianerehrenwort!