Mutige Frauen im Yoga
Ist Superman mutig? Eigentlich weiß er ja, dass er über Superkräfte verfügt und diese jederzeit abrufen kann. Von Mut kann man erst reden, wenn man nichts von in sich schlummernden Superkräften wüsste und trotzdem das eigene Leben riskierte, um das der anderen zu retten. Aber sind wir Superman mal dankbar – es gibt miesere Kerle.
Was ist Mut? Doch eigentlich wenn wir da raus in die Welt gehen und unsere Stimme erheben, für etwas einstehen und kämpfen, ohne Superkräfte zu haben. Keine Lobby, keine Fürsprache, keine Mehrheiten, kein Rückhalt. Wenn wir sogar eher mit Gegenwind rechnen müssen und es trotzdem tun – auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Mut ist, wenn wir trotz dieser Widrigkeiten für Minderheiten einstehen. Mut ist Verantwortung, vor allem uns selbst gegenüber. Wenn die Stimmen um uns laut sind, und wir trotzdem unsere eigene Stimme noch hören und unsere Überzeugung spüren. Dann bleibt einem fast gar nichts übrig außer zu handeln. Die innere Überzeugung ist wie ein Gebot „don’t go with the flow“. Mut ist raus aus der Sicherheits- und Komfortzone. Das ein oder andere Mal passiert es – weder überdacht noch freiwillig, und wir müssen den Sprung in unbekannte Gewässer und deren ungeahnte Tiefen wagen.
Während der letzten Jahre, die ich mit Yoga verbracht habe, sind mir besonders viele mutige Menschen begegnet. Mich interessiert meist nicht so sehr der Yogastil oder die Asana-Abfolge, sondern welcher Mensch sie vermittelt. Es ist immer die Person mit ihrem Herz und ihrer Geschichte, die mich fesselt und die ich mir als Leuchtturm nehme. Was bleibt an Freude übrig, wenn viele Schicksalsschläge auf einen Menschen niedergeprasselt sind? Kurze Antwort: mehr denn je!
Allein im Raum Stuttgart gibt es so viele mutige Menschen. Die Hälfte der Bevölkerung, also Frauen, braucht aber manchmal noch mehr Mut. Mutig ist, wer heute Kinder bekommt. Mutig ist, wer alle Sicherheiten aufgibt und sich selbständig macht. Mutig ist, wer sich seinen Verletzungen stellt. Mutig ist, wer sich für Schwächere einsetzt. Mutig ist, wer gibt, ohne zurückzubekommen. Mut hat so viele Facetten. Bei so vielen Mutanfällen um ihn herum fängt der kleine Elefant wohl am besten mit einer ganzen Mut-Serie an und stellt hin und wieder Personen mit Mut vor.
Diese Mal hat er sich entscheiden für Yogalehrerinnen, die nicht in ihrer Muttersprache unterrichten. Und vielleicht ist auch das mit ein Grund, warum sie dem kleinen Elefanten als herausragend aufgefallen sind.
Zugegeben, es fiel schwer zu fragen, ob man ein paar Information haben dürfte, warum sie sich für Deutschland entschieden haben. Schließlich sind wir one world und leben im Yoga nicht das Getrenntsein, schon gar nicht das Sich-Unwillkommen-Fühlen. Viele, die einst herkamen, fühlen sich durch diese Frage diskriminiert. Nun, selbst findet der kleine Elefant die Unterschiede mitten in Deutschland schon erheblich. Aber: nicht nur Reisen bildet, sondern auch, sich mit den Menschen aus seinem Umfeld zu befassen, sie zu befragen, wie sie aufgewachsen sind. Und dann kann man ja ganz getrost feststellen: andere Mode, anderes Essen, andere Religionen, anderes Schulsystem und doch: spätestens wenn wir lieben, sind wir gleich.
Aber wie viel Mut kostet es, in einer anderen Sprache zu unterrichten! Weiß ich doch in meiner eigenen Muttersprache anscheinend den Unterschied zwischen Fuß und Bein nicht. Ach, so viele Körperteile sind es, deren Namen mir oft nicht einfallen, und von „links“ und „rechts“ müssen wir gar nicht erst anfangen. Wie muss es sein, wenn man Deutsch nicht mit der Muttermilch aufsaugt?
Darf ich vorstellen:
Alya! Aus Russland. Von Moskau aus hat sie als Architektin für ein internationales Unternehmen Projekte betreut und durfte mit deutschen Kollegen zusammenarbeiten. Unterschiedlicher konnte die Arbeitsweise der beiden Länder nicht sein. So unglaublich unterschiedlich, dass das doch vom Kern her betrachtet werden musste, und so zog Alya aus der Megacity Moskau in das Städtchen Weimar, um ihr Architekturstudium fortzusetzen. Mittlerweile ist sie am Promovieren in Stuttgart. Die Sprache Deutsch hat sie mal eben nebenbei gelernt. Wann immer Heimweh und Nicht-Vertrautsein mit Prozessen in der neuen Heimat im Weg standen, fand sie ihre Erdung auf der Yogamatte. Yoga ist schließlich auch die weiteste Reise, die man unternehmen kann, und die beste Chance, zu sich zu finden. Die Sehnsucht nach Heimat bleibt immer, und dieser Punkt ist auf dem Globus für Alya nicht zu finden. Yoga ist der Magnet, der Alya anzieht und nicht aufhören lässt, tiefer und tiefer in das Wissen einzutauchen. Alya hat sich entschlossen, nicht eine x-beliebige Yogaausbildung zu machen, sondern hat diese bei Cat Alip in London absolviert. Fühlen wird man immer in seiner Muttersprache, ihre Ausbildung hat Alya auf Englisch gemacht, und nun unterrichtet sie auf Deutsch. Der kleine Elefant ist tief beeindruckt. Kraftvoll und meisterhaft, gnadenlos und liebevoll:
sonntags im Jivana, Vinyasa Level 2, 18.00 – 19.30 und
montags im Yogaloft Stuttgart, Hatha Vinyasa für alle Level, 20.00 – 21.15
Noeli: Aus Brasilien! Allerdings muss man sich das Bild einer üppigen, sambatanzenden Brasilianerin abschminken. Hätte ich eine Vermutung äußern dürfen, woher Noeli kommt, hätte ich auf Island getippt – weil sie mich an die Filigranheit einer Schneeflocke erinnert. Noeli macht Yoga vermutlich länger als sie auf der Welt ist. Auf jeden Fall seit über 20 Jahren. Keine Frage, dass man bei ihr mehr als Asanas bekommt. Noeli hatte starke Rückenschmerzen und während ihrer Schauspielschule wurde zufällig ein Yogakurs angeboten. Die Folge: einmal richtig geatmet und gedehnt, und die Rückenschmerzen gehörten der Vergangenheit an. Noeli wurde durch ihren damaligen Ehemann nach Deutschland „verschleppt“ und der Albtraum begann. Sie heiratete unwissentlich die Schweigermutter mit, die Noeli als Favela-Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen behandelte. War ja klar, welche der beiden Frauen das bessere Essen für den Sohn zubereitete. Ein Glück, dass Noeli in Deutschland blieb, was auch zu ihrer Heimat geworden ist. Und wie sie selbst sagt: niemals hätte sie gedacht, dass sie Atze-Schröder-Witze versteht. Da hat sie mir auch einiges voraus. Noeli unterrichtet nicht nur auf Deutsch, sie singt auch – und zwar so, dass man Gänsehaut bekommt. Zusätzlich ist sie auch Ayurveda-Beraterin, und zwar eine der Besten Deutschlands. Dazu aber ein anderes Mal mehr.
Yogaunterricht dürft Ihr bei ihr genießen:
dienstags im Jivana, Hatha Level 1, 18.30 – 20.00 und
donnerstags in der Vyana Yoga Akademie Fellbach, Rück(en) Dich frei, 18.00 – 19.00 und
donnerstags in der Vyana Yoga Akademie Fellbach, Hatha für alle, 19.15 – 20.30 und
freitags ind der Vyana Yoga Akademie Fellbach, Hatha Morning Glow, 9.00 – 10.00
und jederzeit steht Noeli für Privatstunden zur Verfügung – sei es Yoga oder eine ayurvedische Beratung! Meldet Euch gerne hier an.
Und dann noch Yifeng! Aus China! Zu China stellen wir uns bisweilen Menschen vor, die alle gleich gemacht worden sind und hinter der Hand lachen. Und dann steht Yifeng vor der Yogaklasse. Noch denkt man, Yifeng wäre die ideale Filmbesetzung für die „kindliche Kaiserin“ aus der Unendlichen Geschichte: unschuldig, rein, zart. Und dann lacht Yifeng frei und breit und ist ziemlich selbstbewusst und gesellig. Nichts entspricht dem Klischee! Yifeng kam für ihr Grafikstudium nach Deutschland – ein Beruf, der einen für alle Ewigkeiten an den Stuhl fesselt, mit allen vorhersehbaren Folgeschäden für den Bewegungsapparat. Nur Yoga half. Immer mehr und immer tiefer ging es ins Verstehen, Wissen und Heilen. Heute steht Yifeng vor vollen Klassen.
Auf die Frage, wie schwer es ist, nicht in der Muttersprache zu unterrichten, antwortete sie, dass sie es gänzlich genießt, auf Deutsch zu unterrichten. Vielleicht gelänge es nicht, alles so auszudrücken, wie sie es möchte, aber ihre eigenen Gedanken würden beruhigt und ihr Bewusstsein geschärft. Außerdem komme die Sprache des Herzens immer an.
Wer Yifeng auf der Matte kennenlernen will:
mittwochs im Jivana, Vinyasa Level 1, 18.15 – 19.45
donnerstags im Jivana, Gentle Vinyasa, 18.15 – 19.45
samstags im Mattengold, Yin Yoga, 16.30 – 18.00
Die Welt liegt Euch zu Füßen!