yonet – die schöne Tochter von Corona

Je öfter ich auf der Matte rumgeturnt bin und mich in der Gewissheit wiegte, etwas Gutes für meinen Körper zu tun, selbst wenn es sich nicht so anfühlte, desto öfter schnappte ich von dem einen oder anderen Lehrer einen Gedanken auf, der zeitgeschichtlich weit zurückzuliegen schien – weiter als die Antike. Meist wurde der Initiator und Autor des Gedankens auch genannt, aber es war eben alles indisch und damit ein Brei. Der philosophische Gedankenanstoß schien aber seine Gültigkeit bis in die aktuelle Yogastunde zu haben. Also sind die Fragen und auch die Dramen der Menschheit seit Jahrtausenden dieselben? Obwohl wir mittlerweile Waschmaschinen, Computer und Duschen mit Warmwasser haben – haben wir selbst uns etwa nicht weiter entwickelt? Die mir angereichte Philosophie verteilte sich wie Puzzlestücke in meinem Kopf – nur die Verbindungen wollten sich nicht finden lassen- Meine Fragen häuften sich immer mehr und unübersichtlicher an. In meinem Kopf schien es keinen Platz mehr für eine Synapsen-Entwicklung zu geben. Stundenlang saß ich vor dem Internet und stöberte nach Wissen und Erklärungen. Lesen von Fachbüchern ist auch eine sehr mühselige Angelegenheit, nur im Schneckentempo komme ich voran, und wenn ich drei Seiten zurück blättere stehen da wieder Dinge, von denen ich anscheinend noch nie gehört habe. Die nächste Herausforderung ist dann auch, erstmal die richtige Literatur finden in dem Yogabücher-Meer. Was ist für Anfänger geeignet, was wenn man schon ein bisschen mehr weiß und vielleicht zur gleichen Literatur nur andere Kommentare sucht. Die Vielzahl der Bücher entsteht nämlich dadurch, dass der gleiche Ursprung immer wieder neu kommentiert und auch interpretiert wird. Manchmal entstehen dabei neue Gedankenanstöße, nicht selten aber wird eine Aussage einfach verfälscht oder durch einen selbstverliebten Autor eine falsche Perspektive darüber gelegt. Was sind nur die absoluten Must-haves der Yogaliteratur, wo nur anfangen? Im gut durchgetakteten Alltag passte bei mir auch kaum noch Literatur in den Tagesablauf, jedoch war ich schon so gefesselt von der theoretischen Materie und den angereichten kleinen Philosophiehappen, dass ich für einen bevorstehenden Urlaub meinen Lehrer nach einem Buchtipp fragte.
Die Hatha-Yoga Pradipikâ sollte es dann werden, und arglos bestellte ich sie mir. Schön dünn – das müsste innerhalb von zwei Strandtagen doch ausgelesen sein. Von wegen! Nichts was da stand, drang zu mir durch, ich verstand kaum ein Wort. Ungelesene Bücher piesaken mich jedoch, und so war ich nach Monaten immer noch mit der Hatha-Yoga Pradipikâ beschäftigt. Mein Wille war gebrochen, und mit glasigem, dumpfen Blick las ich fertig. Das war’s. Besser wäre es, ich würde nichts mehr über Yoga wissen wollen.
Bei der Hatha-Yoga Pradipikâ handelt sich um eine Schrift aus dem 14. Jahrhundert, die sich vor allem den körperlichen Techniken widmet – die ersten wenigen Asanas werden beschrieben, dazu sämtliche Reinigungstechniken. Im 14. Jahrhundert hatte Yoga aber bereits schon mehr als 4.000 Jahre auf dem Buckel – bei dieser Wurzel hätte ich gerne begonnen. Mein Lehrer wollte sich entweder einen Spaß erlauben, oder er wollte mich testen. Nun, es hat der Schüler-Lehrer-Beziehung keinen Abbruch getan, und ich lache auch schon wieder. Wenn es im Yoga nichts zum Lachen gäbe, wäre ich nie dabei geblieben.
Aber wie ein Hund, der sich am Hosenbein festgebissen hat, wollte ich nun doch mehr und mehr. Ich besuchte Philosophie-Workshops, nur wenig blieb haften. Nach Buchtipps traute ich mich nicht mehr zu fragen, und auch stundenlanges Sitzen in der Leseecke des Buchhandels brachte kein Licht in mein Dunkel. Es gab sie nicht, die 5-Minuten-Yoga-Terrine. Ein Yogastudium endet nie, das sollte man wissen, bevor man den großen Zeh in den Yoga-Tümpel taucht. Und so machte ich meine Yogalehrerausbildung, die „Zwangsbücher“ waren ausgesucht und einigermaßen verständlich. Meine Ausbildung umfasste zu meiner Freude viel Philosophie. Und doch war es nicht genug für mich. Aber auch hier hielten wir uns mehr oder weniger in nur einem Zeitalter auf. Mir dämmerte, dass ich mit meinen vielen Fragen wohl sterben werde. Wenn man nur einen Tropfen Yoga gekostet hat, kann schon dieser einen Weg ohne Umkehr einleiten. Zu spät – das Yoga packt einen mit beiden Händen, und jeder Befreiungsversuch misslingt. Hinab zu der nie endenden Reise in das Bodenlose.
Was wollte ich auch nur 5.000 Jahre Yoga auf einmal verschlingen – ich kann mir nicht einmal die Wirrungen in der eigenen Familiengeschichte bis zu einer Generation vor mir merken. Wie oft in wie vielen Schulfächern haben wir den Zweiten Weltkrieg durchgenommen, und ich komme trotzdem immer wieder zu der Frage, wie es dazu nur kommen konnte. Wie soll diese Zeitspanne des Yoga erstmal in einem Menschenleben fassbar sein? Da standen die Philosophe, battelten sich in Redekunst und warben um die Gunst des Publikums. Der mit dem längeren Atem gewann, aber auch der andere versuchte es an einem anderen Platz erneut – verschiedene Sichtweisen entstanden. Vieles gleichzeitig, manches quer durch den riesigen Subkontinent Indien unverändert bleibend, manches in Vergessenheit geratend und manches immer noch am Entstehen. Wie utopisch, vielleicht sogar anmaßend, dass man mit einer 5-Minuten-Terrine zum Kenner werden möchte. Mein eigenes Leben wird nicht mal ausreichen, einen Kratzer in die Oberfläche zu bekommen. Zudem gibt es Lehrer, die schon direkt in Indien seit Jahrzehnten studieren oder ebenso lange Bücher wälzen.
Einer von ihnen ist Narada. Apropos Zeitspanne – es ist erstaunlich, was in seinem Leben alles schon passiert ist. In Holland geboren, nach dem fünften Lebensjahr in Wuppertal aufgewachsen, hatte er eine Kochlehre absolviert in einem der führenden Nobelrestaurants Deutschlands. Wir sind zwar alle Möchtegern-Hobbyköche, aber den wirklichen Beruf Koch verdrängen wir oft. Nur ab und zu werden wir aus unserer Rolle als Gast gerissen. An einem Glas Wein nippend, an einem Tisch mit Kerzenschein bei gedämpfter Musik und während unsere größte Anstregung darin besteht, das Spargelcremesüppchen nicht über das kleine Schwarze zu kleckern, schiebt sich die Luke zur Küche auf, und ein Teller mit übersichtlich garniertem Essen wird durchgeschoben. Für den Bruchteil einer Sekunde sehen wir im Neonlicht Dampf, dreckige Geschirrtücher, gestresste Gesichter und lautes Topfgeklapper dringt an unsere Ohren. Ein Paralleluniversum! Aber ehe wir es realisieren können, ist die Klappe wieder unten und der schlechte Traum zu Ende. Währenddessen stand Narada 20 Jahre lang im gleißenden Neonlicht und hielt seinen Beruf aus. Das echte Licht und die Erkenntnis kamen erst als Narada eines Tages ein Buch geschenkt bekam: „Autobiografie eines Yogis“. Das Yoga-Monster hatte ihn mit beiden Händen (vielleicht auch acht) gepackt, und der Yogaweg nahm seinen Lauf. Narada zog in den Ashram im Westerwald und leitete diesen bald. Ganze 9 Jahre und viele Jahrgänge an Yogalehrern, die unter seiner Leitung ausgebildet wurden. Ein glücklicher Beruf! Aber auch ein Ashram besteht personell aus Individuen. Jedes Individuum hat sich dem Yoga mit Leib und Seele verschrieben, aber eins sind sie eben nicht. Die Zeit war gekommen, dass Narada ein attraktives Berufsangebot aus Stuttgart bekam. In einem Ashram gibt es keine Lohntüte – wer ausbrechen will, kann nur auf ein Jobangebot hoffen.
Das erste Mal im Leben hatte Narada feste Arbeitszeiten und ein Wochenende. Aus diesen paradiesischen Zuständen heraus machte Narada sich bald selbständig mit Purnam! Purnam ist ein Reiseanbieter für Yoga-Urlaube, Retreats und Pilgerreisen. Das Angebot fängt im Allgäu an, geht über Kerala, bis hin zur Nepalreise. Ich kann keine bessere Reisebegleitung vorstellen als Narada. Spätestens nach einer Reise mit ihm dürfte man dem Wissen doch ein ganzes Stück näher gekommen sein. Warum ich das weiß?
Alles ist wieder Zufall oder auch nicht. Schon während meiner Ausbildung suchte ich für die Sutren von Patanjali gute Übersetzungen. Über die unumgängliche Yogawiki-Webseite habe ich mich schon genügend ausgelassen – unübersichtlich, sehr umständlich und gern in die Verzweiflung treibend. Das wirklich Beste habe ich immer auf der Vedanta-Yoga-Seite gefunden. Wie oft habe ich ein Stoßgebet von mir gegeben und dieser Webseite gedankt! Weder habe ich mir jedoch große Gedanken um den Autoren gemacht, noch geahnt, dass dieser sozusagen nebenan in Stuttgart wohnt. Zu selbstverständlich war es mir, dass man in der kleinen Kesselstadt sich zumindest unter Yogis ohnehin gegenseitig kennt. Aber zum Glück begenet man sich früher oder später.
Das Corona-Zeitalter brach herein, und mein Großraumbüro wurde nach Hause verlegt. Zwei Stunden Fahrzeit spare ich mir nun täglich. Da teilte eine Freundin über ihren Social-Media-Kanal, dass es einen Yogaphilosophiekurs online zu buchen gibt. 10 Tage jeweils eine Stunde. Den Preis fand ich sehr günstig. Ich ertappe mich öfter, dass ich auf Marketingtricksereien hereinfalle. Ist Faltencreme auch erst gut, wenn sie teuer ist? Bei vielen scheint dieser Trick zu funktionieren. Selbst lasse ich meine Falten gedeihen, am liebsten durch viel Lache – ich möchte kein spurloses, ausdrucksloses Leben, sondern davon gezeichnet werden. Aber ich schweife ab. Also, ich hatte mehr Zeit, ich konnte mir den Kurs leisten, und wenn es nichts sein sollte, konnte ich ja jederzeit wieder aufhören. Doch wie viel ich durch den Kurs gewann, war unbeschreiblich. Die Videokonferenzen über Zoom waren unkompliziert, und ein Erlebnis als würde man zusammen im Stuhlkreis sitzen. Die Erzählweise von Narada war lebendig, witzig, die ganzen unwichtigen Passagen im Buch, über die man sonst eindämmert, ließ er weg. Meine Fragen wurden beantwortet, und durch das Zeitlimit von einer Stunde wurde ich auch nicht wie sonst überfordert.
Das Corona-Zeitalter brachte mit sich, dass Naradas Standbein Purnam-Reisen auf absehbare Zeit wohl nicht auszuführen wäre. Corona läuft wie ein Horror-Clown durch die Arena und droht breit grinsend mit dem Existenz-Aus. Blitzschnell lässt man sich erfassen und wird panisch. Bei Narada sollte sich die langjährige Geisteskontrolle ausgezahlt haben. Die Situation schien ihn zu beflügeln und Höchstleistungen an Kreativität in ihm hervorzubringen. Aber beim Gedanken blieb es nicht, er war auch unheimlich schnell in der Umsetzung. Und so hässlich vielleicht die Fratze von Corona sein mag, so schön sind die Blüten. Die Plattform yonet wurde ins Leben gerufen. Eine Plattform rund ums Yoga. Für Asanas gibt zigtausend Lehrer, aber alles beyond the mat nur in sehr kleiner Anzahl. Da das Leben eines Yogis nicht reicht, um Yoga zu ergründen, gibt es auf yonet für jedes Fachgebiet einen Spezialisten. Ihr könnt Anatomiekurse buchen, Pranayama-Sessions, Wegweiser zu einem glücklichen Leben und natürlich Philosophie. Und yonet wächst natürlich auch stetig mit seinen Angeboten.
Alle Kurse auf yonet sind so aufgebaut wie der von mir gebuchte Prototyp in Philosophie. Es sind kleine Einheiten, manche über mehrere Tage verteilt. Und wenn die Live-Video-Schalte ungünstig in eine Arbeitszeit oder etwas ähnliches fällt, gibt es auch immer einen Mitschnitt oder eine Aufnahme. Der Vorteil der Live-Sessions ist aber, dass man immer die Chance hat, gleich im Anschluss noch aufgestaute Fragen loszuwerden. Die Preise sind im Vergleich zu ähnlichen Kursen sehr günstig, das Angebot ist deutschsprachig, was der Konzentration förderlich ist, und die Reisekosten bleiben erstaunlich günstig – zur Gebühr kommt nur der Weg vom Balkon zum Wohnzimmer, ein bisschen Strom und ein Tulsitee.
Corona hat manchen den Atem genommen, manchen Rückwind gegeben. Seit ich weiß, dass es jemanden gibt, den ich alles rund um Yoga fragen kann, bei dem ich alles buchen kann, in einem für mich gemachten Format, bin ich viel gelassener geworden und kann tatsächlich so manch quälende Frage einfach mal ins Regal zum Verstauben stellen. So viel Ruhe in meinem Kopf!
yonet war nun wirklich eine Marktlücke im Yoga, die nun geschlossen wird. Dazu noch ein bisschen Gelassenheit und Geduld Eurerseits, und das Yogamonster ist gar mehr nicht so furchtbar, sondern begleitet einen auf eine wundervolle Reise.