21.06.2020 – Weltyogatag
Hui! Gerade schickt mir eine Freundin ein Video von Modi – das ist der indische Premierminister – der den heutigen heutigen Weltyogatag anmoderiert!
Der kleine Elefant feiert an diesem Wochenende vielleicht den Sommeranfang, aber den Weltyogatag? Weltyogatag ist doch so etwas wie Muttertag – beschriebt also einen Zustand, den man immer inne hat, aber nur für einen einzelnen Tag wird dem Ganzen Beachtung geschenkt. Wie Floristen, die am Muttertag einen erheblichen Beitrag ihres Jahresumsatz erwirtschaften, wird am Weltyogatag bestimmt die eine oder andere Rabattaktion für Yogaklamotten oder Räucherstäbchen ins Haus flattern. Der berühmte Porzellan-Yoga-Frosch, der sicherlich auf vielen Wohnzimmersimsen thront, fehlt noch in meinem Haushalt (nicht wirklich). Ansonsten gibt es sicher viele Asana-Fotos auf Instagram, auf denen Menschen zeigen, wir unvorstellbar ein Körper verbiegbar ist – entweder durch harte Disziplin oder vielleicht auch durch mangelnde Stabilität in den Gelenken.
Yoga ist Asanapraxis, so hat sich unser Verständnis von Yoga konditioniert.
Yoga machen aber in der Tat viele, die sich dessen gar nicht bewusst sind. Es ist das Bewusstsein, sein Leben mit Inhalt zu füllen, und sei es nur der Atem. Sich wenigstens mit dem Leben zu beschäftigen und den Moment mit größtmöglichem Bewusstsein zu zelebrieren, selbst wenn manch einer dabei Unglück empfinden mag.
Vor Asanapraxis oder Pranayama-Übungen steht nämlich zuerst das Gebot der Yamas, der Verhaltensweise gegenüber Umwelt und Mitlebewesen. Wer die Yamas befolgt, ist schon eine besserer Yogi als der, der sich sein Bein um den Hals schlingen kann. Die Yamas bestehen aus Gewaltfreiheit, seiner Wahrheit entsprechend zu handeln und diese auch zu erkennen, nicht zu stehlen, seinen Trieb zu kontollieren, wenn dieser andere verletzen könnte, und sich selbst treu und unkäuflich zu sein.
Der eine oder andere Mensch schlägt tatsächlich diesen Weg in seinem Leben ein, ohne wissentlich Yoga zu betreiben. Geht also auch. Vielleicht ist es sogar der eine oder andere Kirchengänger, der mit Yoga gar nichts zu tun haben will, aber die ethischen Grundsätze so gut es geht ins Leben integrieren möchte. Vielleicht ist es der eine oder andere Atheist, der nichts mit Glauben zu tun haben will, alles hinterfragt und auch das Shanti-Shanti-Geträllere im Yoga zu esoterisch findet. So wie viele nicht in die Kirche gehören, die zwar behaupten, christliche Werte zu haben, dann aber keine Scheu vor Rassismus haben, gehören vielleicht einige auch nicht ins Yoga, die nur den Sportgeist, die harte Disziplin und das stetige Höher- und Weiterkommen zelebrieren.
Natürlich können wir die Yamas viel besser umsetzen, wenn wir uns wohlfühlen in unserer Haut. Und die Verwendung des Körpers, der unser Instrument ist, kann uns selbst stärken, genesen und unser Immunsystem boosten. Wir können den Körper sogar nutzen, um unsere „Dachschäden“ wieder einzunorden – was das Bewusstsein verdrängt, lagert sich doch gerne im Elefantenhirn des Körpers ein. Geist und Körper sind unweigerlich miteinander verwoben, der Atem ist oftmals die Schnittstelle.
Der Weltyogatag ist von der Generalversammlung der Vereinten Nationen 2015 ins Leben gerufen worden. Yoga ist das Geschenk Indiens an die Welt, für mehr Gesundheit und Lebensqualität. Genauso ist Yoga aber auch der Exportschlager aus Indien und nahezu und fast unmerklich zu Leistungssport und Kommerz bei uns verwandelt worden. Es geht fast ausschließlich noch um die Selbstoptimierung – sei es, dass Dir prophezeit wird, dass die Erfolge sich nur mit stundenlanger täglicher Disziplin erreichen lassen (womöglich stimmt das sogar, aber dann dreht sich eben einfach alles nur um Dich), oder sogar, dass Du Deine Wesensart in Balance bekommst, wenn Du Dich mit ein paar Tropfen Öl einer bestimmten Marke (zufällig der teuersten) auf speziellen Hautregionen besprenkelst.
Listen to the Yoga Day message of Shri Narendra Modi, Prime Minister
Appeal of Hon'ble Prime Minister to all to participate in International Day of Yoga 2020#InternationalYogaDay #YogaDay2020 #YogaAtHomeYogaWithFamilyNarendra Modi PMO India Shripad Naik Press Information Bureau – PIB, Government of India NITI Aayog MyGov Corona Hub
Gepostet von Ministry of AYUSH, Government of India am Donnerstag, 18. Juni 2020
Kein Wunder, dass zuerst der Herr Modi, der indische Premierminister (der übrigens ziemlich rechtsradikal sein soll), in seiner Ansprache auf diesen Tag hinweist. Indien hat mittlerweile sogar einen Yoga-Minister. Etwas, was sich die Yogaszene auch hierzulande wünscht: mehr Aufmerksamkeit und ein besseres Standing in der Politik. Vielleicht geht es gerade auch in einer noch nie dagewesenen Situation wirklich nicht gerecht zu. Zu diesem Schluss könnte man zumindest kommen, vergleicht man die Bestimmungen für Yogaunterricht mit anderen sozialen Aktivitäten, bei denen sich Menschen verbinden: Fußball, Tischbesetzungen in Restaurants und Platzbelegungen in Flugzeugen. In dieser unbekannten Situation geht Yoga aber auch mit gutem Besipiel voran. Es scheint der gesündere Weg zu sein, sich einfach nur mit dem eigenen Atem zu verbinden oder in nur kleinen Gemeinschaften, wo der Sitznachbar fast gute 5 Meter weit weg sitzt. Für das Immunsystem ist momentan diese Unterrichtsweise zuträglicher, wenn nicht sogar sicherer, als ein Besuch im Supermarkt.
Mach Dir Deine Angst zum Freund. Lerne, Dich selbst auszuhalten. Lächle, freue Dich Deines Lebens. Baue so viel Gemeinschaft wie nötig auf. Dehne und stärke Deinen Körper. Denke positiv, liebe Dich und Deine Mitmenschen. Habe Mitgefühl mit Andersdenkenden. Erzeuge so wenig Leid wie möglich. Atme, umarme einen Baum. Spende an Notleidende, wo es Dir möglich ist. Setze Dich mit Deiner Stimme ein. Werde Aktivist. Denke positiv, denke neu. Benutze im öffentlichen Raum eine Atemschutzmaske, um Schwächere in der Gesellschaft zu schützen! Und und und!
Yoga ist, was Du daraus macht! Aber mach es täglich! Mach jeden Tag zu Deinem Weltyogatag!