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Und dann kam das Lachen … mit Natalie

23. September 2018On the mat Standard

Yoga ist ja eine ziemlich ernste Angelegenheit. Viel Raum zum Lachen wird einem da nicht gelassen. Und wenn dann doch mal ein Lacher rausrutscht, wird dies umgehend unterbunden, sozusagen der gaudium interruptum. Der „Pssst“-Ton sitzt ständig im Nacken. Als neulich ein Vorhang zugezogen wurde und ein „Pssst“-Ton von der Vorhangschiene ertönte, zog ich umgehend meine Schultern hoch und verkrampfte – die anschließende Yogastunde tat not. Man ist oft gut beraten, den Anflug von Lebensfreude neben den Schuhen vor dem Yogaraum abzustreifen als ihn in der Yogaklasse lautstark kundzutun.

Ja, Yoga ist vor allem eine Innenschau, und Yogalehrer sind keine Entertainer. Erst wenn kein Außeneinfluss mehr wahrgenommen wird und wenn alle Wellen im Geist geglättet wurden, blickt man auf den tiefen Grund seines Sees und erkennt den Schatz: das wahre Ich. Unverfälscht, pur und rein. Das ist das beste Geschenk, das sich wohl jeder selbst machen kann. Keine Frage: mehr Glückseligkeit kann man kaum erreichen.

Aber der Anspruch an absolute Einkehr in einer westlichen Yogaklasse ist dann vielleicht doch etwas hoch geschraubt. Und vielleicht ist ein Etappensieg ja doch auch ein kleiner Lachanfall, wenn es die Situation hergibt. Natürlich wäre dieser unpassend in Pranayama und in der Mediation – wo man ja auch dem wahren Ziel sehr nahe kommen kann. Aber in einer „normalen“, westeuropäischen Yogastunde mit Schwerpunkt Asanas und Körperarbeit, in der sich zehn bis sechzig Schüler tummeln, ist die Erleuchtung so oder so noch in weiter Ferne. Die Asana-Praxis kann lediglich darauf vorbereiten, den Weg zu beschreiten. Zu allem darüber hinaus Gehenden einen gemeinsamen Nenner für alle Schüler zu finden, ist eine größere Herausforderung. Aber ein Lachen ist immer ein gemeinsamer Nenner. Damit kann man wirklich jeden abholen. Lachen füllt das Leben sinnvoll aus.

Damit ist nicht gemeint, einen verkrampften Witz aus der letzten Hutschachtel auszukramen – aber auch nicht wider seine Natur zu arbeiten und jede Freude im Keim ersticken zu lassen. Diesen Eindruck gewinne ich zumindest hin und wieder. Ernsthaftigkeit durchdringt die Klassen bis in die letzte Pore. Sorgen mache ich mir, daran vielleicht selbst schuld zu sein. Wenn ich mich in einer Balance-Übung erprobe und mir dabei fast die Zunge abbeiße, die Stirn in Falten einer Hundertjährigen werfe, die Augenbrauen das dritte Auge zu einem schwarzen Loch komprimieren wollen, könnte dies auf die Gemeinschaft zurückfallen – auf den Lehrer, der den Anblick ertragen muss, allemal. Mein regelmäßiges Umfallen ist trotz aller Mühen programmiert, und damit will mich wohl das Universum an mehr Lockerheit erinnern. Nichts ist umsonst. Ein befreiendes Lachen und auch die Freiheit, eine Frage loszuwerden, einen kleinen Dialog zwischen Lehrer und Schüler entstehen zu lassen, sind die Basis für ein vertrauensvolles Schüler-Lehrer-Verhältnis. Wie oft gehe ich mit offenen Fragen aus der Stunde. Den Yogalehrer nach der Stunde abzugreifen, ist oft ein schwieriges Unterfangen – wird dieser doch sofort belagert von Schülern, um sich das anzuhören, wofür der Arzt keine Zeit hatte.

Dass es auch anders geht, zeigte mir Natalie. Rein zufällig bin ich in ihre Stunde geschneit, nachdem der Lehrer, bei dem ich auf den Kopf fiel, sich laut Stundenplan vertreten ließ (Ihr erinnert Euch vielleicht an meinen Beitrag von guten und schlechten Lehrern). Natalie kam, und sie entsprach nicht dem Bild, wie ich mir eine Yogalehrerin ausmalte. Warum passierte es mir immer noch, dass ich solchen Vorstellungen anhaftete? Muss eine Yogalehrerin eine mimikarme, ausrangierte Primaballerina sein, die mir gefälligst das Dehnen beibringen sollte? Vermutlich musste ich mir sogar einen verblüfften Gesichtsausdruck verkneifen (was mir übrigens nie gelingt). Als Natalie anfing zu reden, hörte ich Schwäbisch. Schwäbisch?! Diesen Dialekt spricht man auf dem Dorf, wo kein urbaner Einfluss durchdringt. Wer Schwäbisch spricht, hat die Welt nicht gesehen und kein Wissen über die Grenzen hinaus erworben. Yoga und Schwäbisch? Geht nicht. Dachte ich! Schon wieder unterlag ich einer Täuschung. Erinnert Ihr Euch, als man auf dem Schulhof seinen ersten Schokokuss ins Laugenbrötchen versenkte? Die Vorstellung daran ließ einen erschauern. Nach dem ersten Bissen erwies es sich als Delikatesse.

So ging es mir auch mit Natalie: ihre Art, Yoga zu lehren, ist ebenfalls eine Delikatesse. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich in einer Yogastunde herzhaft lachen. Bitte mehr davon! Fortan kam ich regelmäßig in Natalies Stunden, und es breitete sich ein Meer an Wissen vor mir aus. Denn wenn irgendjemand die schwäbischen Grenzen überschritt und uns an globalem Wissen teilhaben ließ, dann was das Natalie. Unter allen Stuttgarter Yogalehrern ist sie mit eine der Besten, was Sanskrit angeht.

Dass Natalie Yogastunden gibt, ist ein Glücksfall. Ich frage mich nämlich, wie sie das in ihr Zeitmanagement unterbringt. Hauptberuflich ist sie Krankenschwester mit Schichtdienst und damit Heldin des Alltags. Sie beherrscht professionell sämtliche lateinamerikanischen Tänze, spielt mehrere Musikinstrumente, hilft jedem Yogafestival bei der Organisation, spricht mehrere Fremdsprachen fließend, singt wie ein Goldkehlchen und hat nebenbei immer noch ein Ohr für ihre Mitmenschen. Es gibt keine andere Erklärung als dass ihr Tag mehr Stunden hat, ihr Woche mehr Tage und ihr Jahr mehr Monate. Mir ist auch niemand bekannt, der seine Reiselust besser auslebt als sie. Lateinamerika und ein Ashram-Besuch in Indien sind für mehrere Wochen im Jahr immer als Standard gesetzt.

Na und was sonst noch anders bei Natalie ist: die meisten Yogalehrer wollen wohl einen seriösen Eindruck hinterlassen, indem sie mausgraue bis dunkle Kleidung bevorzugen. Natalie erscheint immer quitschvergnügt in farbenfrohen bis knalligen Designs. Aber man muss sich ja auch nicht tarnen, wenn man diesen Wissensschatz in sich trägt. Ein Witz, auch mal über sich selbst, eine Klasse, die lacht – und nebenbei wurde man in ein Asana geleitet, von dem man sich nicht hätte vorstellen können, es ansatzweise zu können. Das ist Natalie!

Und wer bisher immer zum Lachen in den Keller gegangen ist, der darf doch mal vorbeikommen:

Im Jivana Yoga

montags um 18.15 – 19.30 und

donnerstags um 18.30 – 20.00

und im Fitness First Bad Cannstatt

montags um 20.10

Die Fotos von Natalie hat übrigens Alejandro Arcia von Halo photo ideas in Havanna gemacht.

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